Rentner
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Rentner

Vor- oder Rückwärts, es bleibt unverändert,Glückwunsch zum eigenen Palindrom,schmunzelnd aus dem Fabriktor geschlendert,als würde die Freizeit hier irgendwo wohnen. Nun musst du den Müßiggang durchgängig regelnund alles wird da sein, nur keine Zeit.Wie ging das bloß früher, trotz Broterwerb Kegeln,im Anschluss noch Kneipe und morgens bereit? Du wirst früher munter, das kannst du mir glauben,seit…

Quersumme eins

Quersumme eins

[an Opa Gerhard zum 75. Geburtstag]Nicht mehr als zwölf, nimmt man die Summe quer,in Wirklichkeit gut sechsmal so viel,Hundert hat man, wären es Fünfundzwanzig mehr,die sind zu schaffen, wenn man will. Zahlen sind nüchtern und je nach Beliebengroß oder klein;900 Monate, 27000 Tage schon hier gebliebensind kaum acht Jahrzehnte – darauf lässt man sich ein….

Vom ersten Tag Oma
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Vom ersten Tag Oma

[an Oma Anni]Als ich zur Welt kam, soviel kann ich sagen,musstest du fortan den Titel ertragenOma zu sein und ferner zu bleiben.Das ließ sich seitdem wohl auch nicht mehr vermeiden. Ich mühte mich redlich, mit all meiner Kraftdir deine zu rauben, ich war eben klein,Ich hab’ es zuweilen beinahe geschafftund nie so gemeint, um ehrlich…

Pater Pax

Pater Pax

[Am 26.03.2010 starb Pater Pax, treuer Wartburgfahrer und belgischer Geistlicher]Pater überreichte uns kleine Engel,schutzbringend im Verlauf jeder Fahrt:Ein Passus, ein Kreuz und eine MengeLebensfreude, der offensten Art. Pax heißt Frieden, das habe ich verstandenAuch, wenn ich nie die Kirche fromm betrat.Ein großes Herz, wie alle hier empfanden,stirbt nicht einfach nach dem letzten Schlag. Pater, so…

Frühstück

Frühstück

[zu einem Bild von Marion Beese]Der Tag ist noch etwas verschwommen,die Glieder sind zittrig und schwach.Ich sehe die Küche benommenund gehe den Händen nach. Die Kaffeemaschine muss laufen,der Kaffeepott steht schon bereit,Zeit, eine Zeitung zu kaufen,die mich aus den Träumen befreit. Der Morgen schmeckt wieder zu bitter,das Titelblatt zeichnet nur Frust,draußen steht das Gewitterund drinnen…

Dreiviertel alleine
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Dreiviertel alleine

[an den kleinen Knopf]Eine dreiviertel Stunde entfernt,einen dreiviertel Tag allein.Ich habe tatsächlich verlernt,solo am Leben zu sein. Ich sehe viele Gesichterund letztlich immer nur eins,ich wäre ein schlechter Richter,denn sehe ich immer nur deins. Du hast mich in dir gefangenund hältst mich dort gnadenlos fest.ich bleibe mit allen Belangenwenn du mich weiterhin lässt.[2007]

Ja, ja, die gute alte Zeit
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Ja, ja, die gute alte Zeit

[an meine Mitschüler zum Ende der Schulzeit]Wir kennen uns tatsächlich lange,nur um nicht zu sagen gut,von damals aus der Essenschlange,als man noch so kleine strammeEssenmarken mit sich trug. Wir lernten schnell die Lehraufgaben,statt zu lösen, zu umgehenund hatten so, an solchen Tagen(Lehrer nannten es Betragen)lauter schlechte Noten stehen. Wir liegen in den letzten Zügen,die schon…

Willkommen am Meer
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Willkommen am Meer

[an unsere Familien anlässlich unserer Hochzeit]Fast jeder, der am Ufer standsetzte seinen kleinen Traummitten auf den Wellenschaumund schaute zu, wie er verschwand. Und Millionen Boote fahrenhoffnungsvolle Träumereien.Sie sollen der Columbus sein,der wir selber niemals waren. Nun wird das Trockendock geflutetund das eigne Schiff läuft aus,man steht am Kai und schaut hinausund wenn das Schiffshorn dreimal…