|

Die Heimfahrt

Gar nicht mehr weit, gut zu lösen,
Straßenmarkierungen ziehen vorbei,
nebenan, die Mitfahrer dösen,
Verkehrsschilder-Countdown, viertel vor drei.

Diesel brummt, Fahrt neben Bäumen,
Ausfahrt, Parkplatz, Brücke, Schild.
Wirklich gehört? Schon am Träumen?
Bleischwere Lider blinzeln wie wild.

Zwei vor Drei, Sekunden verschwinden.
Hab ich die Standspur tatsächlich gestreift?
Seit wann kann das Radio den Sender nicht finden?
Der Rüttelstreifen hat furchtbar gekreischt.

Schlag drei schlug ich ein, keine Schmerzen,
Stille, bewegungslos, wie der Verstand.
Nonstop zwischen Fahren und Kerzen,
Licht aus und ein Kreuz mehr steht am Rand.
[2016]

Ähnliche Beiträge

  • Die Schreibmaschine

    Der alte Schwerstarbeiter ist in Rente gegangenund verließ seinen angestammten Platzmit tintenverschmierten Buchstabenstangenund einem unvollendeten Satz. Man hatte das Farbband nicht mehr gewechseltund vorher Beschriftung von den Tasten geschwitztund hätte sie fast für den Abfall zerhäckselt;der Müllfahrer bot ihr den Beifahrersitz. Und Lackkratzer zeugen von wilderen Zeiten,na ja, sie war jung und ziemlich naiv.Alt ist…

  • Kulturgut

    Es steht am Straßenrand ein alter,korrodierter PKW.Und kein noch so bitter kalterWinter bricht sein Negligé. Sicher hat der Rost gewütet,nicht erst, seit es Vati sah,der Wagen stand nie wohl behütet,davon zeugt die Patina. Alles hat er überstanden,keine Risiken gekannt,Wille war genug vorhanden,bis er seinen Richter fand;Kein Sturm, kein Blitz brach alle Banden,nur ein Mann vom…

  • |

    Herr

    Herr, vergib mir meine Sünden,hab doch nie an dich gedachtund dann sag, ob sie mich finden,weil sie suchten in der Nacht. Herr, es braucht kein Himmelsgeigeran der güldnen Pforte stehenund kein goldbesetzter Zeiger,muss sich meinethalben drehen; Einen langen leisen Traum,ein ruhiges Bett, ganz ohne Funkeln,und eine Tischlampe im Raum,ich hab’ doch Angst, allein im Dunkeln…[2008]