Autofahren

Täglich wird der Wahnsinn mehr,
die Schlangen werden länger.
Die Ampelphasen tun sich schwer,
der massiv steigende Verkehr
ist so, wie Heiserkeit beim Sänger.

Und der Frust wächst und gedeiht,
die Hälse aller werden breiter.
Jeder hat zu wenig Zeit
und kein Verständnis für das Leid
der anderen Mitstreiter.

Ich stehe auch mal gerne an,
besser noch, als Nahverkehr,
wo man auch nicht treten kann.
In einer vollbesetzten Bahn
fällt mir das Atmen schwer.

In meinem Auto kommen keine
Trommelburschen früh um Sieben,
da läuft Musik, ausschließlich meine
und da wird auch nicht mal eine
Straßenzeitung laut vertrieben.

Es hat sich niemand übergeben,
auf die letzten freien Sitze
und es trinkt auch keiner neben
mir sein Bier, von wegen,
und vergisst dann seine Büchse.

Nein, nur ich und wen ich mag,
fahren durch das weite Reich
und nur ich beschließe Start-
und auch Ankunftszeit zugleich.
Will ich Pause, mach ich Pause,
will ich links, dann wird’s gemacht
will ich einfach nur nach Hause
fahre ich durch jene Nacht.
[2007]

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